Dieser Beitrag startet eine kleine Reihe über die Witterungseinflüsse auf das Biathlonschießen. Diese sind als Teil bzw. Grundlagenkenntnisse der Biathlonschießtechnik zu verstehen. Der aktuelle Beitrag gibt dabei zunächst einen Überblick.
Bei der Freiluftsportart Biathlon hat die Witterung einen nicht unerheblichen Einfluss auf das Ergebnis der Teilleistung Biathlonschießen. Diese Tatsache beruht nicht so sehr auf den möglichen vorhandenen extremen Witterungsbedingungen, als vielmehr dem Wechsel der äußeren Bedingungen im Verlaufe eines Wettkampfes oder auch Wettkampftages (z.B. der Wechsel der Bedingungen vom Zeitpunkt des Anschießens bis zum Zeitpunkt der Schießen im Wettkampf).
Die wesentlichen Faktoren für die Sportler stellen dabei die Wind- und die Sicht- bzw. Lichtverhältnisse dar. Weitere Faktoren sind die Lufttemperatur, die Luftfeuchtigkeit und der Luftdruck.
Der Wind wirkt über seine Geschwindigkeit (oder auch Stärke) und seine Richtung auf das zu erwartende Schießergebnis ein. Zunächst wirkt er mit beiden Faktoren auf das Geschoss nach dem Verlassen des Rohres. Hier soll der Schwerpunkt der weiteren Betrachtungen in folgenden Beiträgen liegen.
Darüber hinaus wirkt der Wind mit beiden Faktoren auf die Stabilität des Anschlages ein. Hier ist insbesondere der Anschlag stehend betroffen, da dieser mehr Angriffsfläche bietet und zum anderen grundsätzlich nicht so stabil ist, wie der Anschlag liegend. Die daraus resultierenden Auswirkungen hängen von der körperlichen Konstitution und der grundsätzlichen Stabilität des Anschlages ab.
In diesem Zusammenhang kann davon ausgegangen werden, dass beim Anschlag liegend der Schwerpunkt der Auswirkungen des Windes auf der Geschossflugbahn liegt, während beim Anschlag stehend die Auswirkungen des Windes auf den Anschlag die auf die Geschossflugbahn überwiegen.
Bei den Licht- und Sichtverhältnissen handelt es sich zum einen um getrübte und eingeschränkte Sicht z. Bsp. durch Nebel oder Niederschläge (Regen und Schneefall) oder auch hochstehende Bewölkung, welche eine diffuse Lichtwirkung erzeugen. Zum anderen um extrem grellen Lichteinfall durch direkte Sonneneinstrahlung und die mögliche verstärkend wirkende Reflexion im Schnee.
Die konkreten Auswirkungen und die möglichen Reaktionen werden Inhalt von folgenden Beiträgen sein.
Die Lufttemperatur wirkt insbesondere auf das Treibladungspulver der Patrone ein. Je wärmer es ist, desto trockener/wärmer ist das Treibladungspulver und desto besser brennt dieses ab. Damit kann die Anfangsgeschwindigkeit steigen, womit sich die Geschossflugbahn streckt, was tendenziell zu Hochschüssen führt. Andersherum krümmt sich die Flugbahn, wenn die Anfangsgeschwindigkeit auf Grund langsameren Abbrandes des Treibladungspulvers sinkt. Dies führt dann tendenziell zu Tiefschüssen.
Diese Temperatur bedingten Schwankungen treten allerdings eher im jahreszeitlichen Verlauf auf, als im Rahmen eines Wettkampftages. Sie gehen im Rahmen eines Wettkampftages in der durch den Sportler erzeugten Streuung unter und werden darüber hinaus vor dem Wettkampf durch das Anschießen ausgeglichen. Sie sind somit in diesem Zusammenhang zu vernachlässigbar.
Allerdings werden sich bei genauer Beobachtung über das Trainings- und Wettkampfjahr durchaus signifikante Unterschiede in der Visiereinstellung nachvollziehen lassen.
Die Lufttemperatur wirkt sich auch indirekt über den Wind aus. Je kälter es ist, desto größer ist die Luftdichte. Damit können sich durchaus gleiche Windgeschwindigkeiten stärker auf die Geschossflugbahn auswirken. Dabei werden Temperaturunterschiede ab 15° C interessant. Damit verhält es sich bei diesem beeinflussenden Faktor gleich, wie bei der direkten Betrachtung der Temperatur da solche Temperaturunterschiede kaum im Laufe eines Wettkampfes oder Wettkampftages auftreten werden.
Da
sind die Auswirkungen der Schwankungen der Lufttemperatur vernachlässigbar und bedürfen keinerlei weiterer Betrachtung in der Ausbildung der Sportler und im Training.
Die Luftfeuchtigkeit wirkt sich grundsätzlich gleich aus, wie die Lufttemperatur. Je höher die Luftfeuchtigkeit, desto geringer die Anfangsgeschwindigkeit und umgekehrt. Damit gibt es zum einen die Tendenz zum Tief- oder Hochschuss. Aber auch diese Auswirkungen (insofern sie überhaupt relevant auftreten) werden im Verlaufe eines Wettkampftages bzw. Wettkampfes in der Schützenstreuung untergehen und/oder durch das Anschießen ausgeglichen.
Auch der Luftdruck hat Auswirkungen auf die Flugbahn des Geschosses. Dabei sinkt der Luftdruck mit zunehmender Höhe über Normal Null (HüNN). Damit streckt sich die Flugbahn, womit sich eine Tendenz zum Hochschuss ergibt. Diese Faktoren treten bei einem Höhenwechsel von über 1000m auf. Aber auch der Einfluss des Luftdruckes wird durch das Anschießen ausgeglichen. Wechsel des Luftdruckes im Laufe eines Wettkampfes oder Wettkampftag werden nicht so ausfallen, dass sie einem Höhenwechsel von 1000m entsprechen, somit gehen auch eventuell auftretende Änderungen in der durch den Sportler verursachten Streuung unter.
Der Luftdruck wirkt sich auch über die veränderte Luftdichte auf den Windeinfluss aus. Das bedeutet, dass bei zunehmender Höhe und damit abnehmendem Luftdruck die gleiche Windgeschwindigkeit zunehmend geringeren Einfluss auf die Flugbahn des Geschosses hat.
Auch die (als theoretisch zu bezeichnenden) potentiellen Auswirkungen des Luftdruckes sind daher für die Ausbildung und das Training der Sportler vernachlässigbar.
Nach diesen grundsätzlichen Betrachtungen werden folgende Beiträge sich detaillierter mit den Windeinflüssen und den Einflüssen der Sicht- und Lichtverhältnisse beschäftigen.