Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den Einflüssen der Licht- und Sichtverhältnissen auf das Biathlonschießen.
Bei den Licht- und Sichtverhältnissen handelt es zum einen um getrübte und eingeschränkte Sicht, z. Bsp. durch Nebel oder Niederschläge (Regen und Schneefall) oder auch hochstehende Bewölkung, welche eine diffuse Lichtwirkung erzeugen. Zum anderen um extrem grellen Lichteinfall durch direkte Sonneneinstrahlung und die mögliche verstärkend wirkende Reflexion im Schnee.
Bei eingeschränkter Sicht neigt der Sportler durch das veränderte Zielbild zur Bildung des Zielfehlers Vollkorn, mit der Folge von Fehlschüssen hoch. Dies kann allerdings auf Grund der Lichtverhältnisse durch den Sportler nicht erkannt werden, was auch das häufige Auftreten dieses Fehlers erklärt. Dem kann grundsätzlich durch 2 Maßnahmen entgegengewirkt werden.
Der Maßnahme 1 ist deutlich der Vorzug zu geben, da das die deutlich Stress resistentere Maßnahme ist und sich damit auch wechselnde Verhältnisse ohne Veränderungen an der Visierlinie beherrschen lassen. Die beschriebenen Auswirkungen sind allerdings nur für das Liegendschießen relevant.
[1] Gilt für ein Trefferbild von 12 mm für das Liegendschießen, da die maximale Verlagerung des MTP 16,5 mm betragen darf, um noch einen sicheren Treffer zu erzielen. Bei der Annahme einer Auswirkung bis zum Fehlschuss durch die Lichtverhältnisse, muss also die Abweichung von 16,5 mm ausgeglichen werden (16,5 mm / 3 mm = 6 Rasten).
Bei extrem grellen Lichteinfall in Schussrichtung direkt auf die Ziele, stellt sich der genau entgegengesetzte Fall der Verschiebung des Zielbildes ein. Der Sportler neigt zur Bildung des Zielfehlers Feinkorn, was zu Tiefschüssen führt. Auch hier kann das der Sportler nicht über das für ihn sichtbare Zielbild erkennen. Die Reaktionsmöglichkeiten sind die gleichen, wie bei schlechten Sichtverhältnissen, allerdings in die „andere“ Richtung.
Der Maßnahme 1 ist auch hier deutlich der Vorzug zu geben, da das die deutlich Stress resistentere Maßnahme ist und sich damit auch wechselnde Verhältnisse ohne Veränderungen an der Visierlinie beherrschen lassen. Auch hier muss festgehalten werden, dass die Auswirkungen nur für das Liegendschießen relevant sein werden.
Der grelle Lichteinfall erzeugt ein weiteres potentielles Problem. Erfolgt er nicht nur von hinten, sondern auch von der Seite, ergibt sich eine zusätzliche Verschiebung des Trefferbildes in der Seite, was ebenfalls zu Fehlern führen kann. Die Verschiebung findet, genau wie bei Windeinflüssen, entgegengesetzt zur Einstrahlrichtung statt. Das meint, strahlt z. Bsp. die Sonne von links auf die Scheiben, ergibt sich eine Verschiebung des Trefferbildes nach rechts. Die Ursache ist wieder in der unbewussten und nicht wahrnehmbaren Herstellung eines Zielfehlers, in diesem Fall „rechts geklemmt“, zu suchen. Gleichzeitig nimmt mit zunehmendem Winkel der Einstrahlung der Zielfehler Feinkorn ab. Theoretisch ist die Auswirkung bei einem Einstrahlwinkel von 90°, also aus 3 oder 9 Uhr, am größten. Bei Annahme der gleichen Voraussetzungen, wie bei dem Fehler Hoch- und Tiefschuss, muss auch hier mit 6 Rasten „bei links/rechts“ reagiert werden. Die Reaktion kann halbiert werden, wenn der Einstrahlungswinkel zw. 4 und 8 Uhr liegt. Reagiert der Sportler mit einer Korrektur in der Seite ist die Höhenkorrektur gleichzeitig zu halbieren.
Ein immer häufiger auftretender Aspekt in Bezug auf die Lichtverhältnisse sind Wettkämpfe bei Beleuchtung. Hier sehen die IBU – Wettkampfregeln bestimmte Vorgaben vor, um faire Wettkämpfe austragen zu können. Dies sind z. Bsp. Mindestleuchtstärken auf dem Schießstand. Die hier auftretenden Herausforderungen liegen also nicht im möglichen Wechsel der Licht- und Sichtverhältnisse, sondern in der Besonderheit der Art des Lichtes und der vorgeschriebenen Leuchtkraft. Dies kann im Allgemeinen durch ein Anschießen unter diesen Bedingungen ausgeglichen werden. Ein Trainieren bei künstlicher Beleuchtung erleichtert die Anpassung an solche Verhältnisse deutlich. Die Besonderheiten der Lichtwirkung können auch mit entsprechenden Maßnahmen an der Visiereinrichtung (z. Bsp. Filterscheiben, Anpassung der Diopter- und Korngrößen) gedämpft werden.
Insgesamt sollte für sich ändernde oder schwierige Lichtverhältnisse (gilt auch für künstliche Beleuchtung) die Visiereinrichtung entsprechend optimiert werden. Dazu bieten sich verstellbare Ringkorne, Dioptereinsätze und Farbfilter an. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass jedes weitere zu beherrschende (technische) Element auch die Gefahr der Falschanwendung birgt. Somit müssen diese Optimierungsmittel auch permanenter Trainingsinhalt sein.