Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den Suhler Biathlongewehren der Modelle 626/626-1 und 628 und schreibt die bisherigen Beiträge fort.
Seit 1978 werden im internationalen Biathlonsport KK-Gewehre eingesetzt. Zunächst wurden die bis dahin genutzten Großkalibergewehre einfach verkleinert. Später versuchte man die Schießzeiten durch Neukonstruktionen von speziellen Biathlongewehren zu verkürzen. In der ehemaligen DDR wurden seit 1978 die Suhler Biathlongewehre der Modelle 626/626-1 und 628 entwickelt und hergestellt. Mit Gewehren dieser Modelle wurden bis zum Jahr 2007 viele internationale Titel bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen sowie Siege und Podestplatzierungen im Weltcup errungen. Der Beitrag schreibt die Beiträge über die Suhler Biathlongewehre (vgl. auch Suhler Biathlongewehre) und das Modell 626-1 fort (vgl. auch Modell 626-1), betrachtet alle Suhler Biathlongewehrmodelle und wird mit zunehmender Erkenntnis fortgeschrieben werden.
In diesem Beitrag möchte ich mich insbesondere mit der Frage beschäftigen wieviele Gewehre tatsächlich hergestellt worden sind.
Aus der Literatur ist die Produktion von ca. 171 Gewehren des Modells 626/626-1 und ca. 41 des Modells 628 bekannt [1]. Bei den Modellen 626 und 626-1 spricht man vom sogenannten Unterspanner. Das Modell 628 unterscheidet sich durch den Repetiermechanismus. Bei diesem wird von einem so genannten Oberspanner gesprochen.
Die mir nun zugängliche Quelle belegt die Herstellung von 208 Gewehren aller drei Modelle. Dabei sind in die Zählung ausschließlich Wettkampfwaffen einbezogen. Bei der Quelle handelt es sich um das Geräte-Nummern Buch des Versuchsbaus des Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk Ernst Thälmann Suhl, auch mit FAJAS abgekürzt. Diese wurde im Jahr 1976 begonnen und enthält die letzten Eintragungen im Jahr 2015. Im Versuchsbau sind sämtliche Biathlongewehre hergestellt worden.
Das erste Gewehr wurde am 13. September 1978 mit der Seriennummer V0400 hergestellt. Dabei handelte es sich um ein Modell 626. Mit diesem Gewehr wurden weitere vier Gewehre des gleichen Modells mit durchgehenden Seriennummern, also bis zur V0404 hergestellt. Die beiden Waffen mit den Seriennummern V0400 und V0401 wurden an den ASK Oberhof ausgeliefert.
Das letze Gewehr wurde am 11. Juni 1991 mit der Seriennummer V0806 hergestellt. Gleichzeitig wurde ein zweites Gewehr mit der Seriennummer V0805 gebaut. Bei beiden Gewehren handelte es sich um das Modell 626-1. Damit endete nach meinen Quellen die Herstellung von Suhler Biathlongewehren aller drei Modelle.
In der Quelle wird nicht von Seriennummern, sondern von Geräte-Nummern gesprochen. Ich habe mich dennoch entschieden den heute üblichen Begriff der Seriennummer zu verwenden.
Neben den Wettkampfwaffen wurden verschiedene Erprobungsmuster mit Biathlonbezug und Trainingsgewehre hergestellt. Die Trainingsgewehre sendeten dabei einen Infrarotlichtimpuls als Schussimulation aus und waren nicht schussfähig mit realen KK-Patronen. Auch diese Gewehre erhielten Seriennummern.
Die Seriennummern wurden im Versuchsbau durchgehend für alle gebauten Gewehre bzw. Waffen und nicht exklusiv für die Biathlongewehre vergeben. Damit ist die Anzahl der hergestellten Gewehre nicht einfach durch Rechnen anhand der bekannten Seriennummern zu ermitteln.
Es erfolgte keine Serienproduktion von Gewehren, so wie wir uns das heute vorstellen. Die Gewehre wurden bei entsprechendem Bedarf für in den Spitzenbereich aufrückende Sportler mehr oder weniger in Einzelanfertingung bzw. Kleinstserie hergestellt.
In der Quelle ist z.B. die Herstellung eines Gewehres für Frank Ullrich belegt.
Insgesamt sind mir 19 noch existierende Exemplare aller drei Modelle bekannt und können als belegt gelten. Davon sind 10 Waffen dokumentiert. Dabei handelt es sich um neun Waffen des Modells 626-1 und eine Waffe des Modells 628. Mir ist eine Waffe des Modells 626 bekannt.
Die belegten Waffen bewegen sich im Seriennummernbereich von V0574 bis V0790.
Die in diesem Beitrag veröffentlichten Informationen sind sicher noch nicht das Ende des Erkenntnisgewinns. Insbesondere die Diskrepanz zwischen meinen Erkenntnissen und der Literatur bezüglich der Anzahl der hergestellten Gewehre bleibt aufzuklären.
Es gilt darüber hinaus weitere offene spannenden Fragen zu klären. Das betrifft neben den im Beitrag behandelten Themen auch die Technik der Gewehre. Weitere Untersuchungen der vorhandenen Realexemplare und die Auswertung weiterer Originalquellen werden sicher weiter helfen.
Natürlich ist jeder Leser sehr gern eingeladen mit seinem Wissen zur weiteren „Erforschung“ dieses interessanten Teils der Sport- und Waffengeschichte beizutragen. Das gilt natürlich auf für Korrekturen meiner Annahmen oder bisherigen Ergebnisse.
[1] Dieter, Ernst G.: Im Zeichen des Waffenschmieds (Alamanach der modernen Schusswaffenfertigung in der Region um Suhl/Thüringen, Teil 2 Erfindungen, Patente, Konstruktionen, Kuriositäten), Bad Liebenstein, Bundesrepublik Deutschland: Ernst G. Dieter Selbstverlag 2010